Was heißt "züchten" überhaupt?Unter dem Begriff des Züchtens versteht man die kontrollierte und planmäßige Zucht mit explizit ausgewählten Zuchtpartnern, und nicht etwa die sinnlose Vermehrung von Hunden, bei der weder die Gesundheit noch die Wesensfestigkeit eine Rolle spielt. Diese Art von "Hinterhofzüchtern" bezeichnet man umgangssprachlich als Vermehrer. Sie selbst bezeichnen sich gerne als "Hobbyzüchter". Dort gibt es weder Papiere oder Imfpausweise, noch irgendwelche anderen Nachweise über Herkunft und Gesundheit der Eltern und Welpen. Es wird auch an elementaren Sachen wie Futter, Welpenzwinger, Betreuung, Impfung, Wurmkur, tierärztliche Betreuung usw. gespart, da die Gewinnspanne groß genug sein muß. Man muß als Züchter unter Umständen auch mal ganz tief in die Tasche greifen, da jeder irgendwann einmal Rückschläge in der Zucht in Kauf nehmen muß (z.B. Tod eines guten Zuchttieres, Kaiserschnitt, Verluste ganzer Würfe, Leerbleiben einer Hündin usw.) Ein guter Züchter wird deshalb nicht resignieren . Wenn Ihnen der Preis für einen Welpen eines seriösen Züchters vielleicht auch manchmal hoch vorkommt, haben Sie trotzdem bessere Chancen, daß der Welpe geimpft und mehrfach entwurmt und gechipt ist. Die Welpen werden dort i.d.R. auch sehr gut sozialisiert und geprägt sein, und die Elterntiere alle entsprechenden Untersuchungen und Voraussetzungen für die Zuchtzulassung haben. Ebenso untersteht ein Züchter ab 3 Hündinnen im fortpflanzungsfähigen Alter der Kontrolle durch das Veterinäramt nach §11.1. Fragen Sie den Züchter vor dem Kauf nach Impfausweis, Papieren, HD und ED Befunde der Elterntiere. Lassen Sie Sich die Aussagen ggf. schriftlich bestätigen. Vorsicht bei Hunden von Nothilfeseiten Leider gibt es in den letzten Jahren auf diesem Sektor auch einige schwarze Schafe, die Würfe ohne Zuchtzulassungen der Elterntiere machen und die armen Kreaturen dann auch noch als Notfälle über sogenannte "Nothilfeseiten" anbieten. Der Züchter wird dann ganz schnell zur "Pflegestelle" umbenannt und die selbst produzierten Welpen als "vom Besitzer abgeschoben" deklariert. Es werden Hunde dazugekauft und als angebliche Notfälle vermittelt, wenn der Absatz schlecht läuft. Finger weg von "Billigangeboten" Die Hunde von solchen Vermehrungsstationen sind meist weder geimpft, noch entwurmt und über die Elterntiere kann man nur mutmaßen. In vielen Fällen liegen die Folgekosten für den Tierarzt weitaus höher, als der Kaufpreis eines Rassehundewelpen eines verantwortungsbewussten Züchters es je sein wird. Ein guter Züchter wird seine Welpen nicht an jedermann abgeben und sich die Entscheidung, Ihnen einen Welpen anzuvertrauen, immer bis zum Schluß vorbehalten. Er wird Ihnen auch das ganze Hundeleben lang zur Verfügung stehen, falls Fragen oder Probleme auftreten und Sie gut beraten können. Er kennt seine Hunde schließlich in- und auswendig. Es gehört auch etwas mehr zum Züchten dazu als nur die Verpaarung von Hunden, weil man vielleicht der Meinung ist, der eigene Hund ist "so toll" und man müßte unbedingt einen Welpen davon haben oder, es ist ja "soooo niedlich", einen Wurf zu haben. Man muß auch das "richtige Händchen" und eine ganze Menge Wissen haben, damit die Welpen später gesund und munter in ihr neues zu Hause umziehen können.c
Grundlagen einer verantwortungsbewussten Zucht Bevor sie sich für oder gegen das Züchten entscheiden, stellen Sie sich folgende Fragen und seien Sie ehrlich zu sich selber:
1. Habe ich ein finanzielles Polster, sowie genug Zeit und Platz ? (Manch einer ist nach seinem ersten "Zuchtversuch" finanziell ruiniert.)
2. Reicht mein kynologisches Fachwissen aus, um einen Wurf zu machen (Grundwissen in Genetik und Vererbungslehre, Geburtshilfe, Aufzucht und Ernährung der Welpen, Wissen über Krankheiten und deren Erkennung, Erbkrankheiten usw.) ? (Ohne ein fundiertes Fachwissen, wird eine Zucht niemals bestehen können und viele "Züchter" haben ganz schnell gemerkt das sie eigentlich nichts wissen, wenn es zu Komplikationen kommt)
3. Finde ich den geeigneten Zuchtpartner für meinen Hund ? (Man darf einen Zuchtpartner nicht nur nach dem Äußeren wählen. Die Abstammung und deren genetische Eigenschaften, sowie der Charakter, müssen genauestens bekannt sein)
4. Bin ich in der Lage einzugreifen, wenn bei der Geburt etwas schief läuft ? (Falls nicht, könnte es die Welpen oder Ihre Hündin das Leben kosten)
5. Habe ich einen Tierarzt oder einen erfahrenen Züchter zur Hand, den ich jederzeit um Rat fragen oder um Hilfe bitten kann ? (Wenn der Tierarzt im Notfall nicht erreichbar ist, kann es fatale Folgen haben. Manchmal kann auch ein erfahrener Züchter weiterhelfen.)
6. Werde ich alle Welpen in geeignete Hände vermittelt bekommen, wenn sie alt genug sind ? (Es sollten im Vorfeld einige ernsthafte Interessenten da sein, ansonsten kann es passieren, daß man 10 oder mehr Welpen über Monate bei sich hat)
7. Habe ich die Möglichkeit, einen oder mehrere Welpen länger bei mir zu behalten ? (Es kann durch die Jahreszeit bedingt sein, daß sehr wenige Anfragen für Welpen gibt. Man muß sich auch darauf einstellen, einige Welpen für mehrere Wochen oder gar Monate länger bei sich zu beherbergen. Hierbei sollte man den Zeit-, Platz- und Kostenfaktor berücksichtigen)
8. Bin ich in der Lage, einen ungeeigneten Interessenten abzulehnen? (Es kommt öfter vor, daß Welpeninteressenten einfach völlig ungeeignet für die Rasse sind. Als Züchter muß man in der Lage sein, diese Interessenten ohne Hund wegzuschicken, ohne dabei beleidigend oder ausfallend zu werden.)
9. Habe ich die Möglichkeit, einen Welpen oder älteren Hund wieder zurück zu nehmen? (Es kann immer einmal passieren, daß ein Hund aus den verschiedensten Gründen zurück kommt. Egal wie alt der Hund ist- ein Züchter hat eine lebenslange Verantwortung für seine Tiere.)
10. Bin ich in der Lage, meine Welpenkäufer richtig zu beraten und ihnen immer zur Seite zu stehen? (Fragen um Rat oder Hilfe bei Ernährung, Krankheit, Erziehung, Sport usw. gibt es immer wieder. Da kommt wieder das Fachwissen zum Tragen.)
Und dies sind nur einige Fragen von vielen, die man sich vorab stellen sollte! Wenn Sie nur eine dieser Fragen mit "Nein" beantworten müssen, sollten Sie besser NICHT züchten. Seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst, Ihre Hunde werden es Ihnen danken. |